Burgenland: Neue burgenländische Gesamtverkehrsstrategie präsentiert
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
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Im Zuge umfangreicher Vorarbeiten, intensiver Diskussionen und der Einbindung der Bevölkerung wurde die burgenländische Gesamtverkehrsstrategie – die „GVS21“ – in den letzten Monaten neu konzipiert.
Die Strategie ist das Leitbild des Landes für alle künftigen Konzepte und Detailplanungen im Verkehrsbereich und bildet die Zukunftsthemen der Mobilität ab. Die Schwerpunkte wurden von Verkehrslandesrat Heinrich Dorner und Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl in einer Pressekonferenz präsentiert.
Insgesamt umfasst die GVS21 fünf Kernbereiche und 140 Einzelmaßnahmen. „Für die ländliche Struktur des Burgenlandes brauchen wir einen klugen Maßnahmenmix. Die Gesamtverkehrsstrategie ist ein Fundament, das die Maßnahmen für die Burgenländerinnen und Burgenländer und Pendlerinnen und Pendler definiert“, erklärte der Verkehrslandesrat.
„Die aktuell geltende Gesamtverkehrsstrategie stammt aus dem Jahr 2014 und musste überarbeitet und auf die neuen Anforderungen und Bedürfnisse ausgerichtet werden“, sagte Dorner. „Ich denke, dass wir mit der neuen Gesamtverkehrsstrategie die Mobilitätswende im Burgenland schaffen werden.“ Wesentlicher Faktor bei der Ausarbeitung der GVS21 war der Klimawandel: „Wir wissen, der Klimawandel geht nicht spurlos an uns vorbei. Wir wissen, der Verkehr hat einen wesentlichen Anteil am CO2-Ausstoß, was in der Gesamtverkehrsstrategie berücksichtigt wird.“
Die fünf großen Zukunftsthemen
Achsen – schnelle und direkte Wege ins Zentrum: Es werden Infrastrukturen und neue Angebote geschaffen, die den ÖV zur attraktiven Wahl machen und die Stärkung der Funktion von Verkehrshauptachsen notwendig machen.
Multimodale Knoten – Anbindung für alle an Umsteigeknoten des ÖVs: Die Erschließung der Fläche über neue Angebote und reibungslose Verknüpfung aller Verkehrsmittel soll über neuen Mobilitätsdrehscheiben passieren.
Unsere Orte – lebendige, lebenswerte Orte und Ortszentren: Ein sicheres und attraktives Umfeld in der Gemeinde hat Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten und lässt die Menschen gerne zu Fuß gehen und mit dem Rad fahren.
Strukturen, die vieles ermöglichen: Starke Organisationsstrukturen und Dienstleister wie die Verkehrsbetriebe Burgenland sowie interne Bereiche des Landes wie der Straßenbau, Gesamtverkehrs- und Raumplanung und Kooperationen mit externen Partnern (andere Bundesländer, VOR und Nachbarstaaten) sollen die Mobilitätswende ermöglichen.
Mobilitätsmanagement (MM), das Hürden abbaut: Das Bewusstsein und Wissen über die Vorzüge neuer Mobilitätsangebote wird geschaffen. Hier soll an betrieblichen, kommunalen und schulischen Mobilitätsmanagement gearbeitet werden.
„Die Präsentation der Gesamtverkehrsstrategie 2021 ist für mich ein Festtag“, erklärte Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl. „Ein Jahr wurde intensiv an diesem neuen Gesamtkonzept gearbeitet. 22 Organisationen, welche auch für die Umsetzung der Maßnahmenliste verantwortlich sind, sowie alle Landtagsparteien wurden in den Ausarbeitungsprozess eingebunden.“
Die GVS21 wird noch am 7. September 2021 der Burgenländischen Landesregierung vorgelegt und läuft in den Burgenländischen Landtag in der September-Sitzung ein.
Wichtig: Einbindung der Bevölkerung
Die burgenländische Bevölkerung wurde im Rahmen einer Bürgerbefragung eingebunden, um Zukunftsthemen zu erarbeiten. An einer Online-Befragung im November und Dezember 2020 nahmen 6.000 Personen teil.
Top-Themen der Befragten (Priorisierung)
1. öffentlicher Verkehr
2. Verkehrsverbindungen innerhalb des Burgenlandes
3. Verkehrssicherheit
4. Verkehrsverbindungen in die Ballungszentren
5. umsteigefreier öffentlicher Verkehr
6. Straßenerhaltung
Spezifische Themen, die genannt wurden, waren sichere Schulwege in Gemeinden, schnelle Direktverbindungen in Ballungszentren und der Wunsch nach einem lebendigen Ortszentrum.
Interessantes Detail, das in der Befragung zum Ausdruck gekommen ist: Die Burgenländerinnen und Burgenländer würden öffentliche Verkehrsmittel verstärkt nutzen, wenn es mehr Verbindungen und mehr Direktverbindungen gäbe sowie die Fahrzeiten kürzer wären. Viel weniger wichtig werden von der Bevölkerung günstigere Fahrpreise wahrgenommen.
Ausgewählte Schlüsselprojekte der GVS21
Über 140 kann konkrete Einzelmaßnahmen wurden im Maßnahmenkatalog der GVS21 definiert. Klar definiert wurden auch die für die Umsetzung Verantwortlichen und der Zeithorizont für die Realisierung. Auf diese Weise könne auch immer der aktuelle Umsetzungsstand der einzelnen Maßnahmen dargestellt werden.
Die Schwerpunkte der Einzelmaßnahmen werden sich auf die Bereiche Ausbau der Bahninfrastruktur und eine neue Ausgestaltung des Linienbusverkehrs durch die Verkehrsbetriebe Burgenland sein. Mit einer Rufbereitschaft soll allen Burgenländerinnen und Burgenländern flächendeckend ein öffentliches Verkehrsmittel zu Verfügung stehen. Radwege im Burgenland sollen weiter ausgebaut werden.
Einen wesentlichen Anteil hat auch die Elektromobilität. Durch Fördermöglichkeiten und einen Ausbau der Ladeinfrastruktur solle der Umstieg auf E-Fahrzeuge schmackhaft gemacht werden, betonte Dorner.
Beispiele für Einzelmaßnahmen in der GVS21
Umfangreiches Ausbaupaket Bahninfrastruktur: Dieses ermöglicht Angebote von gänzlich neuer Qualität (z.B. aus dem Raum Eisenstadt in nur knapp über einer halben Stunde nach Wien).
Elektrifizierung: Gemeinsames Hinarbeiten mit den ÖBB auf direkte, beschleunigte Züge auf der Steirischen Ostbahn (Jennersdorf – Graz) nach der Elektrifizierung 2027.
Linienbusverkehr neu: „RegioPlus“ und „Regio“-Busse mit einheitlichem Takt (vergleichbar mit Bahnverkehren, die nach getakteten Fahrplänen fahren) und ausgedehnten Tagesbetriebszeiten sollen eingeführt werden. Auf den Hauptachsen (= RegioPlus-Busachse) soll es zumindest einen stündlichen Takt geben, in der Hauptverkehrszeit (HVZ) einen ½-Stunden Takt von 05:00 – 22:00 Uhr und auf den Nebenachsen (= Regio-Busachse) zumindest einen 2-Stundentakt (in der HVZ öfters).
Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) als neuer Verkehrsdienstleister: „Ein Meilenstein, der bereits 2020 gesetzt wurde, war die Gründung der Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB), eine Landestochter, die die Planung von Verkehren aus einer Hand ermöglicht“, so der Landesrat. „Die Verkehrsbetriebe Burgenland ermöglichen eine integrierte Planung des öffentlichen Verkehrs in Abstimmung mit dem VOR, die Koordination und den Betrieb mit regionalen Partnern. Dadurch wird mehr Flexibilität und ein nach dem Bedarf ausgerichteter Betrieb von Buslinien möglich“, unterstrich Dorner.
Burgenland-Mobil: „Gerade in einem Bundesland wie dem Burgenland mit flächenhaften Siedlungsstrukturen ist die Anbindung an die schon erwähnten Verkehrsachsen ein wichtiges Thema. Unter dem Arbeitstitel ,Burgenland-Mobil‘ wird ein komplett neuer Ansatz für das Land verfolgt“, sagte der Verkehrslandesrat.
Ausbau Radinfrastruktur – Ziel Radland Nr. 1: Aus der Online-Umfrage ist bekannt, dass ein Drittel der Befragten kurze Wege in der Gemeinde per Rad oder zu Fuß zurücklegen. Bereits erarbeitete Radbasisnetze für den Alltagsradverkehr gehen nun in eine konsequente Umsetzung, damit diese kurzen Wege verkehrssicher und ohne Umwege zurückgelegt werden können. Ein Maßnahmenbündel aus rd. 350 Einzelmaßnahmen soll im gesamten Bundesland umgesetzt werden.
Leuchtturmprojekte für Ortszentren mit hoher Aufenthaltsqualität: „Genauso wie im Radverkehr verfolgen wir das Ziel einer sicheren, komfortablen Infrastruktur mit verkehrsberuhigten Ortszentren und hoher Aufenthaltsqualität. Sichere Schulwege in der Gemeinde und ein lebendiges Ortszentrum waren in der Online-Umfrage zur GVS21 außerhalb der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, die Bedürfnisse, die am öftesten genannt wurden“, sagte Droner.
Quelle: Land Burgenland